Jude zinst nach Hermetschwil
- werner geissmann
- 17. Mai 2019
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Auszug aus 'Juden gibt es hier nicht' von Werner Geissmann
ISBN 9783735760272
In ihrer Dissertation zu dem an der Reuss gelegenen Frauenkloster Hermetschwil, das ein «Ableger» des Klosters Muri war, zitiert Annemarie Dubler aus dem Urbar I:[1]
«muotmasslich geschriben Anno 1309 … dis sint die erbzins … die ze Hermanswile … es Juden gut, das dis Gotzhus eigen ist, das giltet iärlichs 1 mut kernen[2] und 6,5 Schilling[3]…»
Ein Jude (Burchart) zahlt hier also den Zins für ein Gut in Hermetschwil. Dubler nimmt an, dass die Lehensträger (= Bebauer) aus Bremgarten kamen, wo die Juden eine wirtschaftliche Rolle spielten. Weitere Namen wie Zuckmantel, Röschhart zeigen in dieselbe Richtung. Anno 1382 taucht unter den Geschlechtern in Hermetschwil ein von Geiss auf. Ob eine Verbindung zu dem im Kapitel 1.1.7 erwähnten Rudi von Geis besteht, ist nicht klar. Im Amtsbuch Hermetschwil (Repertorium Merz Nr. 4545)[4] findet sich eine Beschwerde an die Tagsatzung wegen des Viehhandels der «in der Grafschaft Baden sitzenden Juden» im Freiamt.
Hier kann mit dem Mythos der Juden als ewige Geldverleiher aufgeräumt werden. In ihrer fünftausendjährigen Geschichte waren die Juden meistens Bauern. Schon unter den Römern und Persern besassen und bearbeiteten Juden Land [5] - und wie wir sehen auch im Freiamt.
[1] (Dubler, Die Klosterherrschaft Hermetschwil 1968) Klosterherrschaft Hermetschwil (Seite 333)
[2] 1 Mütt Kernen (Dinkel entspelzt = 65–70 Kilogramm
[3] 1 gl (Gulden) = 2.5 Pfund = 40 Schilling = 600 Pfennig
[4] Amtsbuch Hermetschwil 1739
[5] (Botticini/Eckstein 2012) The Chosen Few (Seite 55)



Amtsbuch Hermetschwil 1739
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